Am 1.3.2023 startete das Projekt zur virtuellen Rekonstruktion der Bauweise des Wehrganges auf der Stadtmauer Betzenstein in 3D als Computer-Animation.

Nachdem bei der Planung zur Restaurierung der Stadtmauer im Jahr 2020 eine Rekonstruktion des Wehrganges vom Stadtrat abgelehnt wurde, übernimmt nun der Heimatverein Betzenstein und Umgebung die Rekonstruktion des Wehrganges auf der Stadtmauer Betzenstein, allerdings nicht gegenständlich, sondern virtuell in dreidimensionaler digitaler Form.

 

Der Heimatverein Betzenstein kümmert sich seit Jahren darum, die Bauweise des Wehrgangs an der Stadtmauer Betzenstein ehrenamtlich zu erforschen und zu dokumentieren und in geeigneter Form für die Bürger sichtbar zu machen.

Durch die virtuelle 3D-Rekonstruktion ist es nun möglich, der Bevölkerung von Betzenstein mit allen Ortsteilen und den Gemeinden in der Umgebung die Bauweise des Wehrgangs an der Stadtmauer Betzenstein sichtbar und erlebbar zu machen. Denn die Stadtmauer mit ihrem Wehrgang ist das Bauwerk zur historischen Stadtverteidigung und somit Teil der geschichtlichen Identität.

 

Die Planungen für eine gedeckte Wehrmauer, die samt dem Dach beim Tor 7 Schuh hoch sein sollte, zogen sich - laut den originalen historischen Dokumenten - von 1525 bis 1528 hin. 1533 begann dann der Bau des Mauerrings. Mit dem Bau des Mauerabschnitts am Unteren Tor gen Mergners  wurde am 22.3.1536  begonnen.

In den historischen Quellen ist von einem großen Holzbedarf für die Bedachung der Umgänge und für die benötigten Schindeln zu lesen. Es waren also Schindeln aus Holz, wie es auch das alte deutsche Wort: »scindula« bezeichnet. Es ist dem lateinischen Wort »scindere«, deutsch: »spalten« entlehnt.

Der Mauerring mit den überdachten Wehrgängen wurde, wie auf der Federzeichnung aus dem Jahr 1632 an der renovierten Stadtmauer abgebildet, im Jahr 1537 vollendet.

 

Durch die virtuelle 3D-Rekonstruktion ist es auch möglich, die Schieß-Scharten als das hauptsächliche Erkennungsmerkmal einer Stadtmauer sichtbar zu machen. Bisher waren weder die Größe, Position und Bauart der Schieß-Scharten, die durch mehrere Baubefunde historisch belegt sind, der Bevölkerung bekannt. Gleiches gilt für die Mauer-Rücksprünge und die Mauernischen der Balkenlager des Wehrgangs.

Die virtuelle 3D-Rekonstruktion ermöglicht es auch, die historische Bedachung des Wehrganges mit Holzschindeln naturrealistisch sichtbar zu machen und die damit in Verbindung stehenden historischen Ereignisse der Bevölkerung zu vermitteln und das Wissen über die Ortsgeschichte zu steigern. Ein Beispiel dafür ist ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 1558, das dem Verurteilten als Strafe 1000 Schindeln für die Überdachung der Mauer und Wehrgänge zu liefern auferlegte.

 

Die Bauweise des Wehrgangs an der Stadtmauer Betzenstein ist einmalig in Bayern. Durch die virtuelle 3D-Rekonstruktion des Wehrganges hat Betzenstein  ein einzigartiges konstruktives Alleinstellungsmerkmal für eine historische Stadtverteidigung,  weil sich die Wehrgänge anderer Wehrmauern wesentlich von der Bauweise in Betzenstein unterscheiden. Die Vermittlung dieser Besonderheit durch eine virtuelle 3D-Rekonstruktion des Wehrganges ermöglicht es Betzenstein, mit seiner Stadtmauer zu einer Touristen-Attraktion zu werden.
Zur virtuellen Rekonstruktion des Wehrganges.
° Einzelheiten zur Realisierung der: virtuellen Rekonstruktion des Wehrganges auf der Stadtmauer.   

 

Für die Realisierung der fotorealistischen virtuellen 3D-Rekonstruktion hat der Heimatverein die BURGLANDSCHAFT e.V. gewinnen können und eine Förderung durch das Regionalbudget der AG FrankenPfalz e.V. Auerbach erhalten.

 

Der Heimatverein stellt für die naturrealistische virtuelle 3D-Rekonstruktion durch die BURGLANDSCHAFT e.V. ehrenamtlich alle notwendigen Daten und Angaben für die Realisierung zusammen. Die Erläuterungen zur Bauweise und die damit in Verbindung stehenden Texte über historische Ereignisse der Ortsgeschichte, werden ehrenamtlich durch den Heimatverein erstellt und auch die Tonspur des virtuellen 3D-Videos gesprochen.

Der Heimatverein steht während der Projektlaufzeit zusätzlich ehrenamtlich als Ansprechpartner und Informationsquelle telefonisch oder per eMail zur Verfügung und übernimmt auch ehrenamtlich die Betreuung der Mitarbeiter von BURGLANDSCHAFT e.V. bei Besuchen und Besichtigungen vor Ort in Betzenstein.

 

Zur Abstimmung der Einzelheiten und Ausführung der virtuellen Rekonstruktion trafen sich am 6.4.2023 an der Stadtmauer die Projektinitiatoren des Heimatvereins mit den Realisierenden der BURGLANDSCHAFT e.V. und brachten die Förderhinweis-Tafel der FrankenPfalz e.V. (siehe Foto) an. Als „Zeitzeuge“ gab ihnen Abraham Wolfgang Küfner (1760-1817) darüber Auskunft, wie er die Bauweise des Wehrgangs noch in Erinnerung hat.

 

 

Von links nach rechts: Bürgermeister Claus Meyer, 1. Vorsitzender des Heimatvereins Klaus Reinhardt, 2. Vorsitzender des Heimatvereins Karl Heinz Fietta, Dr. Jürgen Jung, Geschäftsführer der BURGLANDSCHAFT e.V,  Dr. Darius Lenz, Projektleitung BURGLANDSCHAFT e.V.

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte per eMail an:    2.Vorsitzender@Heimatverein-Betzenstein.de
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